Nur noch kaltes Wasser

Breuer-0026Nur noch kaltes Wasser in den Duschen. Die wohltuenden warmen Wasserperlen waren also aufgebraucht. Ganz ähnlich verhielt es sich jedenfalls mit meinen Kräften und Glykogenspeichern. Vor allem die Leber die um diese Uhrzeit sonst nur Bier verarbeiten muss, machte hier die Meldung ans Großhirn „Was da los“?
Von jetzt an wurde es bitter, denn die warme Dusche gab einem immer noch das Gefühl nicht komplett platt zu sein. Ein Blick auf die Uhr und es wurde einem klar, das ist noch lange nicht das Ende der Veranstaltung.

Es ist mal gerade gegen 23:00 Uhr, also noch 13 Stunden, und die lange Nacht mit ihrer Einsamkeit lag noch vor uns. Ganz im Ernst, voller Ehrfurcht, wie machen das die Solofahrer? Das müssen Ultra Beinharte Typen sein. Immer wenn man einen Solofahrer während der 24 Stunden überholte, konnte man mit zunehmender Rundenzahl, die komplette Palette der Ral-Farbkartenfächer von einem gesunden Teint, über ein munteres Mausgrau bis am Ende zu einem Blutzucker entleertem Kalkweiß sehen, ähnlich der Attraktivität eines Zombies.

In der WAZ stand zum 24STD Rheinpower Rennen in Duisburg, das Woodstock der Mountainbiker. Jo, geregnet hatte es da auch, aber die 68iger, die durften sich vollkiffen und Stromgitarren Musik hören und wenn die Müde waren einfach ins Zelt legen und auf den nächsten Morgen hoffen, wo sie von Janis Joplin mit „Oh lord won’t you buy me a Mercedes Benz“ , geweckt wurden und den nächsten Joint klar machten.

Unsere Wahrheit war, das die trockenen Klamotten am Ende waren, kein einziger Fetzten Trikotstoff an der Nachtluft trocknen wollte und der Geruch im unserem Fahrerlager wahrscheinlich eine Mixtur aus Knoblauch Nudelsalat, Schweiß und einem bei uns in der Nähe stehenden dampfenden Dixi Klo war. Von den Krämpfen in Füßen und Waden während der kurzen Ruhe Pausen kaum zu sprechen.
Du bist wieder dran. Echt? Jetzt schon? Muss ich denn auch wieder drei Runden raus und auch noch schnell fahren? Welche Frage. War uns vom cycletec Centurion Mixed und Master Team doch längst klar, hier geht es nicht mehr um die Teilnahme beim 24 Stunden Rennen oder um das Podest, sondern klar um die einmalige Chance den Sieg nach Hause zu fahren. Also rein in die nassen Klamotten. Mit der drei Runden Taktik hatten beide cycletec Centurion MTB Teams die Konkurrenz aus dem Rhythmus gebracht und unsere Mixed und Master Mannschaften nach vorne. Durch die hohe sportliche Qualität der einzelnen Mannschaftsmitglieder konnten wir uns diese Taktik leisten.

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Immer wieder der Online Rundenvergleich mit den anderen Teams, die bestimmt auch ihre Siegchancen wahren wollten. Also auf zur Wechselzone und Frieren in der Wechselzone. Endlich die Ablösung, dann Vollgas, immer in der Gefahr einen anderen, langsameren Fahrer im Weg zu haben. In der Schleuse zur Treppe, eventuell Solofahrer vor sich zu haben und Sekunden zu verlieren bis man die überbaute Treppe, im Kegel des Scheinwerferlichts, voll runter donnern konnte. Ständig das Rufen „Achtung links vorbei“, „Achtung links vorbei“, und dann riskant an den langsameren Fahrern vorbei drücken, damit auch nichts an Zeit auf der Strecke liegen bleibt. Und immer wieder der Scharfrichter Monte Schlakko.
Ganz ehrlich, „Man ist das ein Scheißding“! Einmal, Okay, aber dauernd da rauf? Ich bin da ganz sicher, der ist von Skyder, dem Veranstalter des 24 Stunden Rennens, mit 3M Sekundenkleber angefüllt worden, kaum dass man ihn berührt, kleben die Reifen fest und wollen einfach nicht mehr rollen. Alles aufbäumen hilft nicht, man würgt sich nur noch irgendwie nach oben. Allerdings Tagsüber unter dem begeisterten Applaus der Zuschauer am Schlakko.

Nachdem man in der prallen Sonne am Vortag hoffnungsfroh und voll motiviert mit der Mannschaft um genau 12:00 Uhr gestartet war, dann am späten Nachmittag frustriert im Regen unterging und die Nacht zermürbend lang und kalt war, endlich der Sonnenaufgang so gegen 5:30 Uhr. In einem drei Runden Turn noch die dunkle Nacht mit den flimmernden Strahler Lichtern erleben, dann das leichte graublau das den Morgen ankündigt und endlich heller Tag, und die Gedanken, so jetzt ist es nicht mehr weit.

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Nach jedem Stint, am Fahrerlager angekommen, immer die bange erste Frage eines jeden Teamfahrers, hat es gereicht, waren die Rundenzeiten gut genug um vorne zu bleiben. Mal von Mixed zu Master Team unterschiedlich knappe Abstände von einer Minute bis zu sechs Minuten Vorsprung, je nach Fahrer der draußen war. Ein echter Zeitkrimi und immer wieder die Rechnung, wer fährt und wie lange, was kann man dabei an Zeit herausholen oder verlieren gegen die mittlerweile klar ausgemachten Gegner. Aber Dank des perfekten Zusammenspiels und Zusammenhalts innerhalb des gesamten cycletec-Centurion MTB Teams und der Aufopferungsbereitschaft eines jeden Helfers und eines jeden Fahrers in allen gefahrenen Runden bis ans Limit und darüber hinaus zugehen wurde es geschafft beide gestarteten Teams als glückliche Sieger nach Hause zu bringen.
Jetzt haben wir eine Meldung ans Arbeitsamt geschickt mit der Stellenbeschreibung:  Zwei Vierer MTB Teams suchen acht neue Fahrer.

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Danke an die Helfer: Yvonne, Harnit, Michael, und die Fahrer: Mareike, Sebastian, Patrick, Matthias , Constantin, Thomas, Axel.

Kommentare

  1. Ich kann mich nur wiederholen Männer (und Mareike): BRAVO, BRAVO, BRAVO!
    Viele Grüße vom Bodensee, z.Z. so kalt wie die Duschen beim 24H,
    Harnit

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